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Wachs.

Die einzige Kerze im Raum flackerte irritiert, als Dorothea ihre Bluse über ihren Kopf zog und neben das Bett warf. Sie kroch rückwärts das Leintuch hoch in der Erwartung, daß er ihr folgen würde. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Der Andere bewegte sich geschmeidig wie eine schlanke Flamme, die gerade entfacht worden war. Sein Blick flackerte verhalten in der Dunkelheit des Raums. Man konnte das Glühen darin beinahe spüren.

Schatten glitten an ihren Augen vorbei. Ihre Mimik war ängstlich und fordernd zugleich. Ihre Beine waren leicht gespreizt, und ihr war wohl bewußt, daß so die Sicht auf ihre weiße Unterwäsche freigegeben war. Eine sanfte Bewegung des rechten Beins ließ ihren Rock wieder in eine Position fallen, die mehr verhüllte. Sie wollte nicht vom Zufall entkleidet werden, sondern von ihm.

Der Andere beobachtete das Schauspiel mit einer fast gleichmütigen Neutralität der Haltung. Nur seine Augen konnten sich dem Schaudern des Lichts nicht entziehen. Sie brannten vor Erwartung. Der Geruch, der ihm nun immer stärker in die Nase drang, lockte ihn in ihre Richtung. Und er konnte nur auf ihren leicht geöffneten Mund starren. Dann stieg auch er auf das Bett.

Er konnte sich nicht daran erinnern, das Zimmer betreten zu haben. Das Mobiliar war ihm fremd und die Fenster starrten auf eine Welt voller Grotesken. Für ihn schien dies der erste Moment seines Bewußtseins zu sein. Er erinnerte sich nicht...

"Wo bin ich," fragte der Mann leicht irritiert.

"Bei mir. In meiner Wohnung." Sie rückte näher. "In meinem Bett."

"Wie komme ich hierher?"

"Ist das wichtig?"

"Sonst würde ich nicht fragen."

Der Wind kam durch das halb offene Fenster und drohte die Kerze zu ersticken. Für einen Moment verlor das Licht greifbar an Kraft. Der Mann fror.

"Was ist?"

"Mir ist kalt."

"Ich mache das Fenster zu."

Mit einem Klicken schloß sich der Rahmen. Sie kletterte ins Bett zurück. Die Kerze brannte ruhig und gleichmäßig.

"Alles in Ordnung?" fragte sie.

"Nein. Aber das ist egal. Ich bin für Dich hier."

Sein Arm hob sich in ihre Richtung. So sehr sehnte sie sich nach der Berührung seiner Hand, daß ihr schon bei dem Gedanken die Haut elektrisierte. Es war so lange her. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus und ihre Brustwarzen wurden hart unter ihrem Top. Als er nah genug war, griff sie nach seinem Hemd und zog es ihm vom Körper.

Die Kerze erzitterte erneut.

Ihre Finger fuhren über seinen Bauch und seine Brust, schnell, als könnte dieser Moment jederzeit enden und sie ohne das Wissen um diese Konturen alleine lassen. Als sich ihre Arme um seinen Rücken verschränkten, sank er auf sie herab und suchte die Öffnung ihrer Lippen mit seiner Zunge. Ihr Oberkörper wölbte sich ihm entgegen, bestimmt ihn nie wieder gehen zu lassen.

Seine feingliedrigen Hände massierten sanft ihren Nacken, und er spürte, wie er sie immer entschlossener an sich zog. Ein Flimmern durchlief seine Lenden, und er wußte, daß er hart wurde. Während er mit der einen Hand ihren Hals hielt, griff er mit der anderen unter ihr Top und zog es vorsichtig aus.

Dorothea verstand es nicht. Wie konnte er so ruhig bleiben, während sie um die Beherrschung ihres Körpers fast kämpfen mußte? Aber sie wollte sich gar nicht beherrschen. Sie wollte, daß er ihr die Kontrolle nahm, sie willenlos und ungehemmt vor sich winden sah. Und sie würde es tun. Sie würde alles tun, um ihn zu bewegen. Um ihn auf ihr bewegen zu lassen.

Eine Hand griff nach ihrer Brust und drückte sie sanft. Der Andere senkte seinen Kopf und ließ seine Zungenspitze an ihrem Unterarm entlang fahren. Als seine Zunge ihre Schulter traf, verharrte sie in erwartungsvoller Verspannung. Erst als sein Mund sich schließlich um ihre Brustwarze schloß sank sie mit einem Stöhnen zusammen.

Wie von ihrem Atem gerührt flackerte die Kerze.

Sein Körper erbebte kurz. Angedeutet drückte er seinen Unterleib gegen den ihren. Seine Zunge umkreiste dabei ihren Vorhof. Ihre Hände gruben sich in sein Haar. Mit so wenig Kraft wie möglich versuchte sie, seinen Kopf nach unten zu führen, so daß er die Intention erraten konnte, es aber doch für unbeabsichtigt halten würde. Er wußte jedoch genau, was sie meinte. Und sie wußte, daß er es wußte.

Bedächtig begann sein Mund nach unten zu wandern, und hinterließ dabei eine feuchte Spur auf ihrem Bauch. Dabei schien seine Zunge immer heißer zu werden, bis sie glaubte, daß die Abendsonne auf ihr brannte. Er küßte die Innenseite ihrer Schenkel und streichelte dabei ihren Schamansatz. Immer schneller und schwerer wurde ihr Atem als sehnte sich ihr Körper nach Erlösung. Sie erschauerte erleichtert als seine Zunge zwischen ihre Beine fuhr und dort anfing, ihre Klitoris zu massieren. Sie blickte an sich herab, und als sie seinen Kopf zwischen ihren Schenkeln sah, legte sie lustvoll ihren Kopf in den Nacken. Sie konnte seine Zunge spüren. Und seinen Atem. Und beides ließ sie jedesmal erneut aufstöhnen.

Unvermittelt drang er dann mit zwei Fingern in sie ein. Er konnte ihre Feuchtigkeit spüren und die Wärme, die zwischen ihren Beinen lag. Er wünschte, er könnte sie kosten. Doch es lag nicht an ihm, zu wünschen.

"Deine Zunge... mit deiner Zunge..." brachte sie mühsam hervor.

Seine Finger glitten schmerzhaft langsam aus ihrem Körper und machten für seine Zunge Platz. Jetzt konnte er ihre Erregung förmlich schmecken, und er versuchte, noch tiefer zu gehen. Seine Mühe wurde mit einem innigen Stöhnen belohnt, auf das ein Zittern folgte, das ihr Becken erbeben ließ. Als der Andere seinen Blick hob, trafen sich ihre Augen. Stumme Schreie drangen aus ihrem weichen Mund. Sie leckte über ihre Lippen.

Schließlich wanderte seine Zunge wieder an ihrem Bauch hinauf, doch Dorothea unterbrach diese Reise, indem sie seinen Mund zu dem ihren zog. Ihre Hände griffen eilig aber geschickt nach seiner Hose, öffneten diverse Knöpfe und zogen sie bis zu den Knien.

Als er sich auf den Rücken drehte, um die Hose besser abzustreifen zu können, senkte sich Dorotheas Mund über seinem Schoß, und ihre Lippen schlossen sich um sein Glied. Er wußte im Nachhinein nicht, was ihn mehr erregt hatte. Das Gefühl in ihrem wunderbaren Mund zu sein oder der Anblick des Aktes. Doch es war nicht seine Entscheidung. Niemals.

Langsam hob und senkte sich ihr Kopf, und ein Ruck nach dem anderen fuhr durch seinen Unterleib. Ihre Blicke trafen sich erneut. Sie öffnete ihre Lippen, um ihn sehen zu lassen, wie ihre Zungenspitze mit seiner Eichel spielte.

"Nicht so schnell," antwortete sie lächelnd auf seinen immer schneller werdenden Atem.

"Ich will mit dir schlafen," flüsterte er und kam sich dabei reichlich offensichtlich vor. Aber es war die Wahrheit. Er konnte nicht anders "Bitte..."

Mit einer kurzen, geschmeidigen Drehung legte sie sich auf den Rücken und spreizte ihre Schenkel. Er bewegte sich zu ihr und streichelte dabei ihre Beine und die Kurve ihres Beckens. Ihre Augen verlangten nach ihm, und er war nur zu bereit dieses Verlangen zu befriedigen. Ihr Körper lag offen vor ihm. Offen für ihn.

"Komm in mich."

Die Flamme der Kerze schoß in die Höhe.

Und er drang in sie ein.

Zunächst zögernd, versuchend, drückten sie ihre Becken aneinander, bis sie immer schneller wurden und ihren Rhythmus fanden.

Ihre Arme umklammerten ihn wie ein Lebenselixier. Ihre Muskeln spannten und entspannten sich immer wieder. "Ja... weiter so... ja... ah..." hauchte sie ihm ins Ohr, bis die Worte von immer heftiger und lauter werdenden Schreien abgelöst wurden.

Immer stärker wurden seine Stöße, was mit immer lüsterner werdenden Lauten belohnt wurde. Als der Andere spürte, daß er kurz davor war zu kommen, legte er sich neben sie auf dem Rücken und zog sie auf sich rauf. Ihre Knie umschlossen sein Becken und seine Hände sanft ihr Gesäß. Dann senkte sie ihren Körper herab, der sich gierig um ihn schloß.

Violetter Rauch stieg in Schlangenlinien von der Kerze auf. Er roch nach Mandeln.

Seine Hände wanderten beständig von ihren Brüsten über ihren Bauch, ihren Unterleib zu ihrem Gesäß, während sie sich mal in die eine, mal in die andere Richtung lehnte, ohne jemals aufzuhören sich zu bewegen. Zielstrebig erforschte sie die Punkte in ihrem Körper, bis das Kribbeln langsam von unten zu ihrem Bauch aufstieg. Als wollte sie vor Lust zerspringen.

Ihr Körper wölbte sich nach hinten, und ihre Arme stützten sich auf dem Bett ab. Der Andere genoß das Bild und fing dann an mit seinem Daumen sanft ihre Klitoris zu streicheln. Er konnte ihre Bauchmuskeln vor Erregung hart werden sehen. Und er konnte Dorothea hören. Ihre Stimme drang wie Opiat in ihn ein, durchwirkte seine Seele und schickte elektrische Stöße in seinen Unterleib. Er schloß die Augen.

Sie stieg von ihm hinunter und streichelte dabei sein Glied. Dann legte sie sich auf den Bauch und fing langsam an sich aufzurichten. Sie blickte über ihre Schulter. "Nimm mich von hinten."

Der Andere kniete sich hinter sie und führte sein Glied in sie hinein. Ihr Rücken beschrieb eine Kurve, und vor Begierde vermochte er bald nicht mehr zu atmen. Als er nun in sie kam spürte er ihren Po warm an seinen Bauch drücken. Sie legte ihren Kopf zurück und ihr blondes Haar fiel in ihren Nacken.

Er wollte schreien. Das Gefühl war zu stark. Sein Oberkörper lehnte sich an ihren Rücken und zitternd griff seine linke Hand nach ihrer Brust. Ihr Kopf drehte sich leicht und sie lächelte. Ihr Mund war offen, und er wünschte er konnte ihr Gesicht berühren.

Es war zu schön. Und es war zu spät, um aufzuhören. Der Blick zur Kerze war unnötig, denn er wußte, daß sie fast abgebrannt war. Flüssiges Wachs hatte einen kleinen Teich auf der Spitze gebildet und drohte, den Docht zu ertränken. Die Dunkelheit wartete auf ihn.

Er zog sich aus ihr zurück und dirigierte ihren Körper wieder auf den Rücken. Seine Hände wollten nicht still halten. Er hatte keine Wahl. Nicht mehr.

"Was ist?" fragte sie verwirrt.

"Ich will dich sehen."

Seine Hand bedeckte ihre Wange. Ihre Augen wie ein Bergsee...

Nun legte er sich auf sie und begann, sich zu bewegen. Ihr sichtlicher Genuß machte es nur noch schwerer für ihn. Und sein eigener Atem rauschte in seinen Ohren.

"Komm... bitte... komm in mir..."

Er wollte weinen.

"Ja... komm... ah..."

Als ihr Körper anfing, sich rhythmisch zu verkrampfen und ihre Schreie still wurden, ging ein Brennen durch seinen Unterleib, und sein Samen ergoß sich in ihren vom Orgasmus zerrütteten Körper.

+++

Sie lag da und starrte auf die Reste der Kerze, die fast vollständig abgebrannt war. Ein dünner Fluß aus Wachs war am Boden erstarrt. Der Docht hatte noch eine Weile geglimmt, doch auch er war nun schwarz und verlor sich in der einsamen Dunkelheit des Zimmers.

Die Bettbezüge waren feucht von Schweiß, und die Luft roch nach Sex und verdampftem Wachs. Sie griff nach einem Kuscheltier, das neben ihr lag und drückte es. Ihre Augen verließen jedoch nie die Kerze.

Am nächsten Tag ging sie wieder in den kleinen Laden. Die alte Frau an der Theke lächelte sie mütterlich an.

"Nun, mein Kind, waren Sie zufrieden?"

"Haben Sie noch eine von diesen Kerzen?" fragte Dorothea ohne Umschweife.

Die Frau lächelte noch breiter. "Selbstverständlich. Eine schwarze vielleicht diesmal?"

Dorotheas Blick senkte sich. "Nein. Nein, eine weiße. Sie haben nicht zufällig die gleiche nochmal?"

"Aber nein, mein Kind. Jede von ihnen ist ein Unikat und auf ihre Weise einzigartig. Aber eine ähnliche habe ich schon..."

"Ich nehme sie."

Sie griff nach ihrem Geldbeutel und bezahlte. Der Preis war hoch aber angemessen. Sie nahm die Kerze vorsichtig in ihre Hand und verließ den Laden. Auf dem Weg nach draußen stolperte sie fast in eine Frau, die hinein wollte.

Die Verkäuferin lächelte sie an.

"Sie verkaufen... Kerzen?" fragte die Kundin zögernd.

"Ja genau. Alle Arten." Sagte die alte Frau selbstsicher.

"Ähm... haben sie auch Duftkerzen?"

Die alte Frau lächelte noch breiter.

"Oh ja. Wir haben auch welche mit Duft."

Ende.